Wie wird Sensitivität gemessen?

(Quelle: flickr, antony_mayfield)

In der Wissenschaft wird für die Messung von Sensitivität meist die auf Selbsteinschätzung basierende Highly-Sensitive-Person-Skala benutzt.

Von Dr. Teresa Tillmann (Review: Dr. Patrice Wyrsch) - aktualisiert am 18.07.18

In der Wissenschaft gibt es viele Möglichkeiten ein Konstrukt zu messen. In Hinblick auf Sensitivität hat sich in den vergangenen Jahren die Fragebogenmethode durchgesetzt. Die Highly-Sensitive-Person-Skala (HSP-Skala) wurde bereits in den 90er Jahren von ARON UND ARON (1997) entwickelt, gilt auf wissenschaftlicher Grundlage als qualitativ hochwertig und wird deshalb in der Forschung häufig verwendet.

HSP-Skala

Der aktuell in der wissenschaftlichen Literatur verwendete Fragebogen ist die Original-HSP-Skala mit 27 Items bzw. Fragen ARON UND ARON (1997), welche in englischer Fassung auf der offiziellen Internetseite von Dr. Elaine Aron frei zugänglich ist. Es existieren Übersetzungen des Fragebogens, unter anderem auf Deutsch (KONRAD & HERZBERG, 2017), Holländisch (EVERS, RASCHE & SCHABRACQ, 2008), Chinesisch (JAGIELLOWICZ ET AL., 2011) und Japanisch (YANO & OISHI, 2018). Zudem existieren adaptierte Kurzversionen für Kinder auf Englisch (PLUESS & BONIWELL, 2015; PLUESS ET AL., 2018) und Deutsch (TILLMANN ET AL., 2018).

entwicklung

In vielen Fällen steht hinter der Entwicklung eines Fragebogens eine Theorie. Im Falle der HSP-Skala waren es persönliche Erfahrungen von interviewten Personen und verschiedene bereits existierende Persönlichkeitstheorien (wie z.B. „Introversion“ von Jung oder „Gehemmtheit“ von Kagan), die den Anstoß gaben das Konstrukt der Sensitivität noch weiter zu analysieren. Auf Grundlage von Interviews mit freiwilligen Teilnehmenden (meist Studierenden), die sich leicht überreizt fühlen (damals eine erste Annäherung an Sensitivitätsmerkmale), entstand die erste englische Version der HSP-Skala (ARON & ARON, 1997).

Wissenschaftliche Qualität

Die wissenschaftliche Qualität wurde von einer Vielzahl an Studien bestätigt. Insbesondere wurden dabei die wissenschaftlichen Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität überprüft (vgl. z.B. AHADI & BASHARPOOR, 2010; ARON & ARON, 1997; KONRAD & HERZBERG, 2017; SMOLEWSKA, MCCABE & WOODY, 2006; SOBOCKO & ZELENSKI, 2015; PLUESS & BONIWELL, 2005). Anderseits betonen insbesondere EVANS UND ROTHBART (2008), dass die HSP-Skala überwiegend Items beinhaltet, welche negativen Affekt messen, und somit gegenüber den potenziellen Schattenseiten von erhöhter Sensitivität verzerrt sein könnte.

alternative messmethoden

Da in Zusammenhang mit Fragebögen oftmals kritisiert wird, dass eine Selbsteinschätzung sehr subjektiv und somit verzerrt sein könnte, ist man auch in der Sensitivitätsforschung derzeit dabei andere Möglichkeiten der Messung zu explorieren. Ein potenzieller Weg wären die Gene, die mit Sensitivität in Verbindung gebracht werden. Auch neurologische Messmethoden könnten dereinst zum Einsatz kommen.