Was beeinflusst Hochsensitive besonders stark?

(Quelle: flickr, Tad Zapaznik

Ob die Vor- oder Nachteile von Hochsensitivität überwiegen, hängt von unterschiedlichsten, endogenen und exogenen Einflussfaktoren ab.

In der Wissenschaft werden unterschiedliche Faktoren erforscht, welche das Wohlbefinden hochsensitiver Personen beeinflussen. Diese Faktoren werden in vorliegendem Artikel in endogene und exogene Faktoren unterteilt. Dabei ist festzuhalten, dass eine klare Differenzierung zwischen endogen und exogen nicht immer einfach ist (z.B. kann eine in der Natur ausgeübte sportliche Betätigung sowohl einen positiv endogenen als auch positiv exogenen Effekt haben).

EndOGENE FAKTOREN

Endogene Faktoren verweisen auf Einflüsse, welche aus dem Inneren des Individuums wirken. Diese endogenen Faktoren können wiederum in vergangenheits- und gegenwartsbezogene Einflussfaktoren differenziert werden.

 

Bezüglich vergangenheitsbezogenen, endogenen Faktoren ist aus der Sensitivitätsforschung bei Kindern gut erhärtet, dass die Kindheit einen besonders starken Einfluss auf hochsensitive Personen ausübt. So ist aus einer Meta-Analyse von 84 Studien von SLAGT ET AL. (2016) bekannt , dass hochsensitive Kinder mit einer hinderlichen Kindheit zwar unterdurchschnittliche kognitive und sozioemotionale Effekte aufweisen. Allerdings dreht sich der Effekt bei einer förderlichen Kindheit gerade um; solche hochsensitiven Kinder erreichen überdurchschnittlich gute Schulleistungen und werden von ihren LehrerInnen im zwischenmenschlichen Umgang als besonders sozial kompetent bewertet.

 

Nebst solchen vergangenheitsbezogenen, endogenen Faktoren verweist die Sensitivitätsforschung auch auf wichtige endogene Faktoren, welche Individuen in der Gegenwart selbst positiv beeinflussen können. Einerseits wissen wir von zwei Studien, dass Achtsamkeit eine besonders wichtige persönliche Ressource für Hochsensitive darstellt. Beispielsweise zeigen hochsensitive Personen nur dann signifikant erhöhte Ängstlichkeit, wenn ihre Achtsamkeit und Akzeptanz gering sind (BAKKER & MOULDING, 2012). Eine weitere Studie legt zudem dar, dass hochsensitive Personen, die an einem achtwöchigen Mindfulness-Based-Stress-Reduction-Programm teilnahmen, nach dem Kurs signifikant weniger Stress sowie soziale Angst und mehr Empathie aufwiesen (SOONS, BROUWERS, & TOMIC, 2010). Nebst diesem vielversprechendem Ansatz des geistigen Trainings, wissen  wir dank einer neusten, japanischen Studie, dass regelmässiges körperliches Training den Grad an depressiven Verstimmungen bei hochsensitiven Personen signifikant verringert (YANO & OISHI, 2018).

ExOGENE FAKTOREN

Exogene Faktoren verweisen auf Einflüsse, welche aus dem Äusseren auf das Individuum einwirken. In diesem Kontext ist gut erhärtet, dass hochsensitive Personen sowohl durch negative als auch positive Umwelteinwirkungen stärker beeinflusst werden (vgl. z.B. PLUESS, 2015).

 

Bezüglich negativen Umwelteinwirkungen ist bereits seit der Erstveröffentlichung von ARON UND ARON (1997) bekannt, dass beispielsweise Lärm, chaotische Situationen, gleissendes Licht, starke Gerüche oder kratzige Stoffe von hochsensitiven Personen als besonders unangenehm empfunden werden. Auch negative soziale Einflüsse, wie beispielsweise wenn Hochsensitive von anderen gedrängt werden, zu viele Dinge auf einmal zu tun, wurden bereits von ARON UND ARON (1997) als besonders negative Einflüsse für hochsensitive Personen dargelegt.

 

Bezüglich positiven Umwelteinwirkungen wissen wir beispielsweise, dass sensitivere Kinder besonders positiv von einem Depressionspräventionsprogramm profitierten, während weniger sensitive Kinder keinen Nutzen darausziehen konnten (PLUESS & BONIWELL, 2015). Zudem wissen wir aus zwei Experimenten, dass sensitivere Personen während eines reizisolierten Schwebebads ("Floating") signifikant mehr veränderte Bewusstseinszustände und mystische Erfahrungen erlebten als weniger sensitive Personen (JONSSON ET AL., 2014; KJELLGREN ET AL., 2009), was weitere wissenschaftliche Belege sind, dass hochsensitive Personen besonders stark von positiven Umweltbedingungen, wie beispielsweise Stille bzw. Reizentzug, beeinflusst werden.