Hinsichtlich Sensitivitätsunterschieden bei Kindern existieren die Forschungsbegriffe "Differential Susceptibility" (BELSKY & PLUESS, 2009) und "Biological Sensitivity to Context" (BOYCE & ELLIS, 2005). Beide Modelle besagen, dass gewisse Kinder "sowohl empfänglicher gegenüber negativen als auch positiven Effekten von Umweltbedingungen sind (BELSKY & PLUESS, 2009: 886)." In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass diese beiden Modelle von einer kürzlich erschienenen Meta-Analyse von 84 Studien bestätigt werden konnten (siehe SLAGT ET AL., 2016). Demzufolge weisen sensitivere Kinder mit einer hinderlichen Kindheit zwar unterdurchschnittliche kognitive und sozioemotionale Effekte auf, wohingegen sich der Effekt bei einer förderlichen Kindheit gerade umdreht; solch sensitiveren Kinder erreichen überdurchschnittlich gute Schulleistungen und werden von ihren LehrerInnen im zwischenmenschlichen Umgang als besonders sozial kompetent bewertet.
Der Forschungsstand von Sensitivität bei Kindern kann als moderat - jedoch stark ansteigend - bezeichnet werden. So führte der Umstand, dass die Hälfte der 84 in der Meta-Analyse integrierten Studien in den letzten fünf Jahren publiziert wurden, SLAGT ET AL. (2016) zur Einschätzung, dass zwischenmenschliche Unterschiede hinsichtlich der Sensitivität gegenüber Erziehungsverhalten ein hochaktuelles Forschungsthema sei.